Leserbrief zu „Immobilienkreis macht sich für Einfamilienhäuser in Oldenburg stark“ (28.09.2022), „Zwei Grüne-Ratsherren stimmen gegen Einfamilienhäuser“ (NWZ vom 20.09.2022) und „Debatte um neues Bau
Da haben es sich also zwei von vier Grünen-Abgeordneten gewagt, die Position des einstimmig beschlossenen Wahlprogramms, für das die Partei bei der Kommunalwahl alles andere als abgestraft wurde, einzuhalten. Darüber hinaus waren sie so konsequent und lehnten einen Entwurf ab, der nicht dem entsprach, was vor über einem Jahr vorherige Grünen-Vertreter*innen im Stadtplanungsausschuss zur Änderung beantragt hatten. Volksvertreter*innen, die das tun, was sie vor dem Urnengang zugesagt haben? Wie soll das ein Wahlberechtigter noch nachvollziehen können?! Verrückt!
Um es mit aller Ernsthaftigkeit einmal klarzustellen, denn dem Redakteur Husmann geht bei den Schlagworten „Grüne“ und „Einfamilienhäuser“ erfahrungsgemäß die Pferde durch: Grüne setzen sich dafür ein, dass bei neuen (!) Bebauungsplänen – also einem Bruchteil an B-Plänen gemessen an den Bestandsplänen - Einfamilienhäuser lediglich in geschlossener Bauweise errichtet werden. Folglich in Form von Doppelhaushälften, Reihenhäusern und Kettenhäuser. Das spart nämlich gegenüber der offenen Bauweise nicht nur Platz, Ressourcen sowie Energie - und bringt uns den selbst auferlegten Klimazielen damit näher. Sondern es schafft auf gleicher Fläche mehr Wohnraum auch für junge Familien und erhöht damit die Anzahl der Wohneinheiten, die gemäß Auflagen der Stadt Oldenburg unter die Sozialquote zu fallen haben und somit günstiger vermietet werden müssen.
Wenn sich der Immobilienkreis also nun als der Patron der jungen Familien Oldenburgs inszeniert, steht dahinter ein wirtschaftliches Interesse und keines im Sinne der Allgemeinheit. Da hilft es auch nicht den Begriff der Durchmischung einzuwerfen. Denn wir sprechen hier nicht von einem Baugebiet mit 128 Wohneinheiten wie am Kennedyteich, sondern von ca. 15. Eine städtebauliche Durchmischung muss daher mit einem etwas geweiteten Blick in die Nachbarschaft betrachtet werden. Und da ist es wie in so vielen Fällen in Oldenburg so, dass das freistehende Einfamilienhaus deutlich überwiegt. Diese sog. „stille Reserve“ weicht in den meisten Fällen keinem Mehrfamilienhaus, sondern wird auch von jungen Familien übernommen, saniert und/oder umgebaut. Nachhaltiges Wirtschaften im Bausektor bedeutet im Vergleich zum Prinzip „Abriss und Neubau“ schlichtweg weniger Profit für diejenigen, die nun als Mahner auftreten.
Es bedarf daher keines weiteren Arbeitskreises, in dem die Bau- und Immobilienwirtschaft ihre Interessen abermals dem Rat und der Verwaltung formuliert. Es wird vielmehr Zeit, dass die Mehrheit des Rates seinen eigenen Beschlusslagen und Zielsetzungen folgt und dieses auch bei jedem einzelnen Bebauungsplan mitbedenkt. Auch wenn das mühselig ist und Thomas Husmann leichter die Feder schwingen lässt. Gönnt ihm doch auch mal was!